TinniTrain
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das Tonotopietraining 


Tonotopie, Plastizität, Lernen

Mit diesen Begriffen lässt sich das neurophysiologische Modell erklären um zu verstehen wie das Tonotopietraining TinniTrain funktioniert. Dazu beginnen wir mit einer Reise durch unser Hörsystem.

Eine Reise durch unser Gehör

Unser Gehör besteht aus vielen Stufen der Signalverarbeitung. Es ist ein weiter Weg vom Trommelfell bis zum bewußten Verstehen von Wörtern, Musik oder Geräuschen.

Zwischen dem Trommefell und dem Innenohr befinden sich die Gehörknöchelchen Hammer, Amboß und Steigbügel. Sie leiten den Schall als mechanische Schwingung an das Innenohr weiter.

Ist das Signal im Innenohr angekommen, befindet es sich in der Gehörschnecke, der Cochlea. Dort gerät eine Flüssigkeit in Schwingung, wenn die Gehörknöchelchen sich bewegen. An der Innenwand der Cochlea liegen die Nervenzellen, die über die Nervenleitung das Signal an unser Gehirn weiterleiten. In die Flüssigkeit der Cochlea ragen  kleinen Härchen hinein, die mit den Nervenzellen verbunden sind. Sie werden durch die schwingende Flüssigkeit hin- und her gebogen. Dadurch erzeugen die Härchen ein elektrisches Signal, welches über die Nerven der Hörbahn in unser Gehirn gelangt.

Tonotopie

Die letzte Schaltstelle, bevor unser Bewußtsein uns zu verstehen gibt was wir gerade hören, ist eine kleine Region in unserem Gehirn: die Hörrinde, genauer der primäre auditorische Kortex. An dieser Stelle dockt die Hörbahn an die Neurone (Nervenzellen) des Gehirns an. Das Besondere ist dabei, dass der Schall schon in der Cochlea in seine Frequenzen zerlegt wurde und ebenso von der Hörbahn transportiert wurde. Daher ist auch der primäre auditorische Kortex noch immer nach Frequenzen getrennt aufgebaut und einzelne Gruppen von Neuronen verarbeiten einzelne Frequenzen. Diese Anordnung in unserem Gehirn wird als Tonotopie bezeichnet.

Lernen und Plastizität unseres Gehirns

Unser Gehirn ist unser Leben lang im Umbruch und muss auf Veränderungen reagieren. So sind wir beispielsweise in der Lage lebenslang zu lernen. Diese Leistungen werden durch unser Gehirn erbracht. Um das zu bewerkstelligen werden in den Gehirnregionen Verbindungen zwischen den Neuronen verstärkt und neue geknüpft. Zum Teil werden sogar Neurone aus benachbarten Regionen hinzugezogen um die Aufgaben besser bewältigen zu können. Diese Eigenschaft ist die Plastizität.

TinniTrain - Ergebnisse

Mit dem Wissen um die Zusammhänge von Tonotopie, Lernen und der Plastizität des Gehirns ist das Tonotopietraining TinniTrain enstanden. Durch spielerisches Trainieren werden Lernmechanismen in Gang gesetzt, die dazu führen, dass tonaler Tinnitus positiv beeinflußt werden kann.

In einer Masterarbeit (2019) konnte gezeigt werden, dass 70% der Tinnituspatienten von dem Tonotopietraining profitierten. Im Mittel verbesserten sich die subjektive Empfindung der Belästigung durch den Tinnitus und der subjektiv empfundenen Lautstärke des Tinnitus um 20%.

Literatur

Reorganization of auditory cortex in Tinnitus. W.Mühlnickel, T.Elbert, E.Taub and H.Flor, PNAS Vol.95 pp. 10340-10343, Aug.1998

Cortical Reorganisation during a 30-Week Tinnitus Treatment Program. C.M.McMahon, R.K.Ibrahim, A.Mathur, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0148828, Feb. 22, 2016